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Auf den Spuren des Odisseuys

Unser Törn im Ionischen Meer

„Das ist verrückt“, „Seid ihr sicher das ihr soweit seid?“ und „Oh mein Gott, das würde ich mich nicht trauen“ waren nur einige wenige Sätze die wir hören mussten wenn wir von unserem Plan, einen Törn auf dem Ionischen Meer zu machen, erzählten. Naja… zu 100% sicher war ich mir am Anfang unseres Planungsprozesses auch nicht. Die Scheine hatten wir zwar alle, jedoch ohne die Erfahrung ein so großes Boot zu segeln, zu Ankern, ohne je ein Hafenmanöver geübt zu haben. Da scheinen die Fragen schon berechtigt. Mit der Zeit jedoch wurde das alles dank Pete immer besser, als ich sah wie viele Gedanken er sich machte, wie viele Bücher, Karten, Webseiten und Blogs er nach Informationen durchsuchte. Tatkräftige Unterstützung bekam er dabei von seinem Vater, der schon einige Erfahrung auf See vorzuweisen hat, und natürlich von mir – so gut es eben ging.

Training ist angesagt

Nach dem alles theoretische durch war ging es ans eingemachte. Drei unserer ehemaligen Schülertruppe buchten ein Skippertraining auf dem Bodensee an Bord einer Oceanis 34. Dort wurden Hafenmanöver und Seemannschaft geübt sowie die einzelnen Defizite aufgedeckt (Knoten aus allem möglichen Perspektiven sind doch noch mal was anderes als in der Segelschule). Danach begaben wir uns auf unseren ersten Wochenend – Törn auf einer Bavaria 35 ( Könnt ihr HIER nachlesen)

Nachdem das auch super funktionierte, machten wir uns an die Törnplanung. Wir entschieden uns schon früh für das Ionische Meer aus dem einfachen Grund, dass es in einschlägigen Büchern und Foren als absolutes Anfängerrevier angepriesen wird. Auch gefiel uns das es umschlossen von Inseln und daher geschützt vom offenen Meer war. (Hier kommt ihr zu unserer Törn – Planung)

Auf geht’s!

Am Freitag Abend den 16.06.17 ging es dann endlich los. Wir flogen von München und kamen gegen 11:00 Uhr in Preveza an. Weiter ging es mit dem Minibus zum Hafen von Lefkas, wo wir schon von unserem Vercharterer erwartet und begrüßt wurden. Das Boot war zwar noch in der Endreinigung, da wir aber alle leicht übermüdet und hungrig waren machte uns das nichts. Direkt am Hafen haben viele griechische Restaurants ihre Tische, so setzten wir uns eine Runde zu Gyro Gyro und bestellten uns was zu Essen.

Gegen 13:00 Uhr war es dann soweit, Skipper und Coskipper konnten die Übergabe machen, der Rest der Crew zog los um Proviant zu beschaffen. Dabei bemerkten wir eines: Viele Geschäfte an griechischen Häfen haben sich auf die Segelurlauber eingestellt und bieten kostenlosen Transport zum Hafen, so auch hier. Die Ware wurde direkt zu unserem Schiff gebracht und bis wir ankamen war auch die Übergabe fertig. Das Abenteuer konnte beginnen!

Das Schiff:

Beneteau Oceanis 40

TECHNISCHE DATEN

 

 

Baujahr             2010

Kojen                 6                         Kabinen                   3

Steuer               2                         Gesamtlänge          12,15 m

Breite                3,91 m               Tiefgang                   1,90 m

Wassertank      360 l                   Treibstofftank        210 lt

Motor                40 PS Yanmar

Ausrüstung       Lattenhauptsegel, Rollgenua, Bimini, Spray Hood, Autopilot, GPS Plotter, Solarzellen, Spannungswandler, Dinghy, Außenborder, Inox Gangway.

Die CreW:

Log 1: Durch den Lefkas-Kanal in die Freiheit

Datum: 17.06.2017   *   Wetter: 31° C – Sonnig   *   Wind: 5 Bft NW  *   

Wir verließen den Hafen gegen 15:00 Uhr und machten uns auf den Weg Richtung Meganisi. Der Wind blies konstant und um die Crew ein wenig einzuspielen, machten wir, sobald wir in sicherer Entfernung zum Kanal waren, ein paar Übungsmanöver wie Wende, Beidrehen und Mann über Bord Wir steuerten auf die Abelake Bay bei Meganisi zu und bewältigten unser erstes Ankermanöver in einem Zug und ohne Probleme. Eine Landleine wurde ausgebracht, um das Schwojen zu verhindern.

Log 2: Wasser überall und nichts zu trinken …

Datum: 18.06.2017   *   Wetter: 28° C – Sonnig   *   Wind: –  * Hafengebühr Poros: 4,72 €

Gegen 8:00 Uhr kehrte langsam wieder Leben in die Bude. Nach einem komatösen Schlaf gab’s erstmal ne Runde Kaffee. Danach segelten wir weiter gen Süden um unserem südlichsten Ziel – Zakynthos Bay – näher zu kommen.

Wir legten einen Zwischenstopp bei der Insel Formikoula ein. Die Bucht war einfach wundervoll einladend und einsam mit dem türkisblauen Wasser und den Möwen als einzige Nachbarn.

Heutiges Etappenziel war der Hafen von Poros auf der Insel Kefalonia.  Zu Beginn hatten wir wenig Wind und mussten ein ganzes Stück Motoren. Im Ionischen Meer frischt der Wind für gewöhnlich gegen 13 – 14 Uhr auf. Das Hafenmanöver (römisch-katholisch) gelang uns erst beim zweiten Versuch. Ich wurde hinten aufgestellt um die Luvleine an Land zu werfen. „Kann doch nicht so schwer sein“ dachte ich mir und schmiss sie ungelogen keinen Meter weit … Ärgerlich! Bis die Leine für einen zweiten Wurf klar war wurden wir vom Wind bereits zu weit abgetrieben und mussten das Manöver wiederholen. Beim zweiten mal klappte dann aber alles wie bei den Großen. Das heißt wohl Üben, Üben und nochmals Üben.

Glücklicherweise waren unsere Segelnachbarn sehr umsichtig und halfen trotz meiner Schmach. Da man als junge Truppe von durchschnittlich unter 30 Jahren in jedem Hafen wie ein regenbogenpupsendes Einhorn auffällt, dauerte es nicht lange und wir kamen mit unseren Nachbarn ins Gespräch. Hierbei handelte es sich um drei Jungs aus Bayern bestehend aus Skipper Peter, Bernd und Manni. Platzprobleme hatte sie zu dritt auf einer Bavaria 46 nicht 🙂 Zusammen gingen wir in das Restaurant Dionysos direkt am Hafen. Das Essen war sehr gut und man hatte einen schönen Blick aufs Wasser und die anlegenden Boote.

Log 3: Welle über Welle

Datum: 19.06.2017   *   Wetter: 29° C – Sonnig   *   Wind: Vormittags Flaute – Nachmittags auffrischend bis zu 6 Bft  *

Noch immer voll vom gestrigen Essen ging es weiter um ca. 11 Uhr zur Shipwreck Beach (Navagio) bei Zakynthos. Dies war der südlichste Punkt unserer Routenplanung. Wir wollten gemütlich Richtung Zakynthos segeln und gegen 15 bis 16 Uhr, wenn alle Touristenboote den Ort verlassen hatten, dort ankern und übernachten. Den Tip, erst um diese Uhrzeit anzureisen hatten wir aus dem Charterführer Ionisches Meer. Auf einem anderen Blog haben wir gelesen, man könne sich die Zeit prima in einer Bucht ca 1 sm nördlich von Navagio vertreiben. Peter, unser gestriger Nachbar hatte allerdings erzählt, dass er sich genau in dieser Bucht vor einigen Jahren das Kiel abgeschlagen hatte. Somit verzichteten wir auf den Besuch und liefen direkt die Shipwreck Beach an.

Da in der halbkreisförmigen Bucht, welche nach NW offen ist, ein starker Schwell stand, mussten wir uns für die Nacht eine Alternative überlegen. Egal… erstmal Ankern und das gesehene auf sich wirken lassen. Durch das Gestein der Bucht bekommt das Meer eine wundervolle hellblaue Farbe und die hohen Kalkwände in Verbindung mit dem Schiffswrack bilden eine atemberaubende Aussicht.

Wir entschieden uns zurück Richtung Kefalonia zu segeln, in eine schon auf dem Hinweg ausgekundschaftete Bucht. Um Höhe zu gewinnen mussten wir erst einmal raus aufs Meer in Richtung Südwesten. Der Wind blies mit 6 Bft und unser Skipper geriet in Verzückung. Endlich Hoch am Wind bei moderater Krängung und konstanter Geschwindigkeit.

Schlussendlich ankerten wir in der Mounda Beach am südöstlichsten Zipfels von Kefalonia. Wir erreichten den Ankerplatz um ca 21:30 Uhr. Die Bucht ist sehr langgezogen und nach Süden hin offen aber dennoch vergleichsweise ruhig bei nördlichen Winden. Der Ankergrund ist sandig und es gibt massig Platz zum schwojen. Da wir die einzigen weit und breit waren gaben wir auf 7 Meter Wassertiefe ca 50 Meter Kette. Ganz nach dem Motto „Es gibt nie zu viel Kette„.

Log 4: Vier Männer und ein DInghy

Datum: 20.06.2017   *   Wetter: 30° C – Sonnig   *   Wind: 1-2 Bft  * Hafengebühr Sami: 12,00 €

Nach einem kurzen Landgang und einem reichhaltigen Frühstück ging es weiter Richtung Sami, unserem nächsten Ziel. Hierbei muss man am Südzipfel von Kefalonia auf mehrere Untiefen aufpassen und lieber einen weiten Bogen fahren. Wir legten zum Baden einen kleinen Zwischenstopp in einer südlichen Bucht von Ithaka ein. Hier lagen bereits einige Boote und der Platz war etwas beschränkt sodass wir unsere Landleine ausbrachten. Das Ankern klappte auch hier hervorragend. Das Wasser war so klar, dass man bis zu 10 m zum Grund sehen konnte.

Wir erreichten den Hafen von Sami gegen 16:30. In der Hafeneinfahrt stand bereits der Marinero und winkte uns unseren Platz zu. Das Leinen zuwerfen klappte zunehmend besser und auch das Ankermanöver – trotz 5 Bft Seitenwind – klappte perfekt.

Der Ankermann bemerkte bei dem Manöver allerdings, dass die Fernbedienung vom Anker nur noch in eine Richtung funktionierte. Sie wurde erstmal gegen die Ersatzfernbedienung getauscht bevor wir das Problem analysieren konnten. Der Ankermann hatte wohl den Ankerkastendeckel beim letzten Ankermanöver nicht an der Reling arretiert und die Klappe wurde vom Wind zugeschlagen, mit Kabel dazwischen. Die Reparatur wurde vom Schuldigen höchst persönlich durchgeführt und wir hatten schnell wieder zwei funktionierende Fernbedienungen.

Glücklicherweise waren wir relativ früh in den Hafen eingelaufen. Nicht mal eine halbe Stunde nach unserer Ankunft füllte er sich ziemlich flott. Sami ist eine kleine Hafenstadt auf Kefalonia mit regem Tourismusverkehr, vielen Restaurants, und Souvenirläden. Wir ließen es uns in einem Restaurant gut gehen und durften dann auch von dort aus unseren Frischwassertank gratis volltanken.

Log 5: Auf Räder zur Westseite

Datum: 21.06.2017   *   Wetter: 30° C – Sonnig   *   Wind: Vormittags 4 Bft – Nachmittags 6 – 7 Bft  *

Wir beschlossen einen halben Tag länger in Sami zu verbringen um die Melissani Lake Caves zu und den Mythos Strand auf der Westseite der Insel zu sehen. Dazu mieteten wir uns 2 Roller und ein Quad. Da es sich bei den Rollern um 125 ccm handelte und wir nur zwei Leute mit Motorrad Führerschein dabei hatten, kam die Idee das Quad als drittes Fahrzeug zu mieten damit wir die Tour zu sechst machen konnten. Danach füllten wir unsere Bootsvorräte wieder auf um uns auf unsere nächste Ankerbucht vorzubereiten.

Gegen 15:30 war das Boot klar zum Auslaufen. Bei 6 Bft segelten wir mit dem ersten Reff auf Am Wind Kurs wieder Richtung Ithaka. Geankert haben wir im Südosten Ithakas auf Pira Pigadhi. Anfangs waren noch bis zu 6 Bft in der Bucht und der Ankergrund bestand hauptsächlich aus Sand und Seegras. Darauf achtend den Anker nicht im Seegras fallen zu lassen steckten wir wegen des starken Windes ca 40 Meter Kette bei 5 Meter Wassertiefe. Gegen 22 Uhr ist der Wind wie erwartet komplett eingeschlafen. Verschiedene Segelführer berichten in dieser Bucht von Ratten, welche über die Landleine auf das Boot klettern können. Davon bemerkten wir jedoch nichts. In der Bucht bei Ithaka gabs erst einmal wieder ein richtig leckeres Abendessen.

Log 6: Welcome to Georges

Datum: 22.06.2017   *   Wetter: 32° C – Sonnig   *   Wind: 3 -4 Bft

Nach dem wir ausgeschlafen und eine Runde baden waren, segelten wir auf Halbwindkurs weiter in den Norden. Zuerst wollten wir die One House Bay besuchen, leider war diese total überlaufen. Wir entschieden uns Porto Kalamos anzusteuern. Das ist berühmt für den dort ansässigen Tavernenbesitzer und Marinero George. Er hilft den Seglern bei den Hafenmanövern und weist sie ein. Wenn es Probleme oder Kommunitkationsschwierigkeiten gibt kommt er sogar schnell mal mit seinem Motorbötchen raus um die Lage zu klären. Nach einer netten Begrüßung lädt er auch in seine Taverne direkt am Hafen zum Essen und verweilen ein. Entscheidet man sich bei Ihm zu essen, entfallen die Hafengebühren. Sehr guter Deal für uns da das Essen in üppigen Portionen auf den Tisch kam und sehr sehr lecker war.

Wegen der vielen Flotillen in diesem Hafen, sollte man nicht zu spät einlaufen. Bei uns war es am 21.Juni um 16:30 schon sehr voll und wir bekamen den drittletzten Platz außen an der Kaimauer.

Log 7: Way back home

Datum: 23.06.2017   *   Wetter: 31° C – Sonnig   *   Wind: 1 – 2 Bft

Von Porto Kalamos aus ging es höher in den Norden, unser letzer Ankerplatz sollte Ammos Beach werden. Nach einer langen ausgedehnten Badepause nahmen wir unsere letzte Etappe in Angriff. Es ging zurück in den Kanal von Lefkas zur Tankstelle in der Marina.

An der Tankstelle macht man mit dem Heck zum Pier mittels Landleinen fest und dampft in diese ein. Den Anker lässt man dabei weg. Hatte ich so auch noch nie gesehen aber das ist wohl die schnellste Art kurz festzumachen denn es war schon ein reger Trubel an der Tankstelle. Wir konnten allerdings ohne zu warten direkt ans Pier fahren. Dort erwartete uns unser Vercharterer Costas bereits. Wir tankten ca 60 Liter Diesel für 85 Euro.

Zusammenfassend haben wir in eine Woche 159 sm gemacht. Davon 90 sm unter Segeln.

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