Einkaufsliste des Captains

Gleich vorneweg, so eine Erstausrüstung kann ein teurer Spaß werden. Im Artikel findet ihr meine persönliche Einkaufsliste, die mit ungefähr 800€ der mit Abstand größte Posten in meinem Urlaubsbudget war. Das beinhaltet
allerdings auch neues Ölzeug, andere Dinge hatte ich dafür schon von vorhergehenden Törns — aber lest selbst:

Segelausrüstung

Die Segelausrüstung, das Schwergewicht im Einkauf mit stolzen 450€. Aber je nach bisheriger Segelerfahrung ist ja vielleicht auch schon alles vorhanden. Schuhe und Handschuhe dienen dem Selbstschutz, verhindern Verletzungen und sorgen für einen sicheren Stand.

Gerade bei den Schuhen ist man aber schnell im Konflikt mit der Crew (oder sich selbst), wenn es gilt Urlaubsgefühl und Flip Flops gegen die Sicherheit an Bord abzuwägen. Bei mir war prinzipiell Schuhpflicht an Bord, sobald wir unter Segeln waren. Stürze führen schnell zu fiesen Verletzungen oder sogar zu einer Mensch über Bord Situation, da muss das Urlaubsgefühl dann hinten an stehen.

Letzter Punkt Ölzeug: Hier kann man im warmen Mittelmeer Sinn und Unsinn diskutieren. Für mich ausschlaggebend war eine Sturmnacht mehrere Jahre zuvor. Wenn der Skipper wirklich einmal die ganze Nacht bei Gischt an Deck bleiben muss, kann es auch im Mittelmeer unangenehm werden und je länger der Körper warm bleibt, desto länger reicht die Kraft. Da es aber wirklich nicht um die Nordsee geht sollte die Innshore Variante ausreichend sein.

Kleiner Tipp: Ölzeug auf einer Messe kaufen, da gibt es oft gute Rabatte und man kann verschiedene Marken ausprobieren.

Apps & Handy

  • Navionics, Karten für das Mittelmeer, ein Jahr für ~25€
  • Windy Wind und Wetterdaten, Premium, ein Jahr für ~30€ / for free
  • Marine Traffic aktuelle Schiffsdaten, for free
  • Anchor Watch falls das Schiff abtreibt (bedingte Empfehlung), Pro für 6€ / for free
  • Hafenmanöver zur Vorbereitung 24€

Zusätzlich habe ich mir noch die Seekarten von NV Charts (gibts digital zum Atlas kostenlos dazu) und einen Link zu POSEIDON für aktuelle Wetterdaten ins Handy gespeichert. Die meisten Apps gibt es zumindest für Android auch in einer kostenlosen oder werbefinanzierten Variante. Ausnahmen sind Navionics und Hafenmanöver, die ich aber beide unbedingt weiterempfehlen würde.

Navionics ist durch das Abomodell speziell für das Mittelmeer ziemlich günstig geworden und ist bei der Törnplanung, beim Tracken der Tagesroute, dem Führen des Logbuchs und vielem mehr eine unschätzbare Hilfe. Klar, auf den Charteryachten ist auch ein Plotter mit ähnlicher Funktion verbaut, aber im Punkto Benutzerfreundlichkeit und Bedienung ist das Handy/Tablett klar vorne. Hafenmanöver dient schließlich dem Theoriestudium vor dem Törn. Hier wird in einem kleinen Simulator von Radeffekt bis Mooring alles kompakt aufbereitet.

Sicherheit

Welchen Preis hat die Sicherheit der Crew? Hier kann man gefühlt beliebige Geldsummen investieren. Um es klar zu sagen, eine der gefährlichsten Situationen tritt ein, wenn bei rauer See ein Crewmitglied über Bord geht. Zu schnell bricht der Sichtkontakt im bewegten Wasser ab, gerade nachts.

Die Knicklichter, das MOB Blitzlicht und die Taschenlampe sind wohl eher das Minimum. Andererseits ist die optimale Ausrüstung mit persönlichem AIS, am besten für die ganze Crew, wirklich teuer. Auch die VHF Handfunke in der verlinkten Ausführung dient NUR der Kommunikation im Sichtbereich. Soll auch die Kommunikation aus der Rettungsinsel abgedeckt werden, muss deutlich mehr Geld investiert werden. Hier gilt es abzuwägen und dann gegebenenfalls auch die Risikobereitschaft (Stichwort Nachtfahrt, Schweres Wetter, Life Line) entsprechend anzupassen.

Fernglas, Schwimmweste und Seekarten sind eigentlich eher optional, diese Dinge müssen an Bord der Yacht vorhanden sein und finden sich auf der Packliste des Captains vor Allem, um eine hohe Qualität zu gewährleisten. Bei den Seekarten würde ich aber zur Anschaffung mindestens eines Satzes raten, auch um den Törn ordentlich vorbereiten zu können. Das Segelmesser zum Schnellen Trennen einer Leine (immer in der Pflicht) und die Stirnlampe runden die Ausrüstung ab.

Noch ein Hinweis zur Fluter/Taschenlampe, es gibt unglaublich viel Schrott, der niemals die angepriesene Lichtstärke & Reichweite erreicht. Ich hab drei Modelle ausprobiert, bevor ich halbwegs zufrieden war und an einen echten Scheinwerfer kommt auch meine Taschenlampe trotz Super LED nicht heran, dafür ist sie aber schön kompakt.

Reparaturbedarf

  • Multimeter einsteigerfreundlich, CAT 3 ~40€
  • Kabelbinder 9mm, zugfest ~15€
  • Karabiner bis 25kN ~20€
  • 2 Schäkel, verschiedene Größen
  • 5 Meter Tampen, verschiedene Dicken
  • Panzertape

Am spannendsten ist das Multimeter, wenn die Batterien leerlaufen oder die Elektronik spinnt ist guter Rat teuer. Ein Multimeter kann hier für die Erstdiagnose sehr hilfreich sein. viel reparieren kann man allerdings selbst meistens nicht. Kabelbinder, Panzertape, Schäkel, … helfen beim Verbinden und Fixieren und sind oft gut genug für kleine Reparaturen. Ein Problem ist, dass man die Qualität der Metallteile und Kabelbinder im Zweifelsfall erst bei Belastung feststellt. Ich hab versucht nicht zu billig zu kaufen und das Beste gehofft.

Medizinischer Bedarf

  • Erste Hilfe Kit kompakt mit Rettungsdecke Notfallschere ~25€
  • Zugsalbe
  • Wundsalbe
  • Pinzette
  • Nagelschere
  • Pflaster Leukoplast
  • Pflaster Set
  • Wundnahtstreifen
  • Lopedium
  • Vomex

Eigentlich sollte ein Erste Hilfe Set an Bord sein, aber um sicher zu gehen habe ich die Basics trotzdem eingepackt. Hervorzuheben sind aus meiner Erfahrung die Notfallschere, um Kleidung aufschneiden zu können und die Rettungsdecke bei Unterkühlung sowie Wundnahtstreifen um kleine Schnittwunden provisorisch verschließen zu können.

Party

Um abends entspannt feiern zu können braucht es gute Musik und Licht. Eine Lichterkette am Bimini sieht schön aus und passt gut zum geselligen Bierchen am Abend. Hier sollte man auf ausreichende Länge achten. Dazu eine stärkere Camping Lampe falls man mehr Licht braucht (Akku) und natürlich Musik.

Etwas weniger offensichtlich, aber ebenfalls unerlässlich für gute Laune an Bord ist es den 12V Stromanschluss auf viele Verbraucher verteilen zu können. Lädt abends nur das Navigations Handy des Captains zieht die Crew ein langes Gesicht. Generell sind Segelyachten meistens noch nicht mit genügend Lademöglichkeiten oder überhaupt mit 230V Steckern für GoPro, Handys, Ventilatoren, … ausgestattet, so dass gutes Energiemanagement mit Power Bank und Adapter zu empfehlen ist.

Sonstiges & Gimmicks

  • Ventilator mit flexiblem Tripod um die Koje zu kühlen ~40€
  • Entfernungsmesser als Unterstützung für Hafen und Landleinenmanöver ~90€
  • rote Folie für Nachtfahrten ~15€
  • Dry Bag
  • Wasserschuhe
  • Wäscheklammern
  • Batterien
  • Power Bank

Erklären muss man hier vermutlich vor allem die rote Folie, diese kann mit Tesa oder Panzertape über Displays geklebt werden, um die Nachtsicht zu erhalten. Der Entfernungsmesser schließlich ist purer Luxus, aber gerade bei stressigen Ankermanöver hilft er dem Anfänger doch ziemlich. Deshalb von mir eine klare Kaufempfehlung, genauso wie für den Ventilator, der auch noch als Notpowerbank zu punkten weiß.

Schlusswort

Nicht alles auf der Liste musste ich neu anschaffen und nicht alles braucht man unbedingt. Oft kann auch ein Crewmitglied etwas beisteuern, gerade Freizeitcamper sind meistens gut ausgestattet. Letztlich hat sich das meiste bereits bei einem Törn als nützlich erwiesen und nimmt man alles mit ist die Segeltasche ziemlich gut gefüllt!