Juhu, endlich Freitag!
Und obwohl ich Studentin bin und es Menschen gibt, die der Meinung sind Studenten müssten sich nicht übers Wochenende freuen bei der ganzen Freizeit, freue ich mich immer aufs Wochenende! Und dieser Freitag war einer, auf den ich mich besonders freute: Wir gehen Segeln!
Bisher durfte ich mit der sail.travel-smarter-Crew einen kleinen ersten Törn von Langenargen bis nach Bregenz machen – und wieder zurück. Diese Geschichte und meine persönlichen Eindrücke werden vielleicht einmal in einem anderen Blogeintrag näher beschrieben. Am Rande lässt sich aber sagen: Mein Magen und ich waren danach erstmal nicht mehr allzu beigeistert, weitere Segelerfahrungen zu sammeln… Aber nun zurück zu meinem Segel-Freitag, an dem ich dem Segeln eine neue Chance geben wollte.
Nachdem ich mich von meinen ersten Segelerlebnissen wieder erholt hatte, wollte ich nochmal neu starten. Für den großen Törn in Griechenland hatte ich leider nicht genügend Geld (Studentenbudget;)) Und so neidisch mich die Bilder von glasklarem Meerwasser, Sonne und einer unglaublich schönen Yacht auch gemacht haben: Man kann auch wunderschöne Segelerfahrungen machen, ohne viel Geld auszugeben und ohne weit reisen zu müssen.
Und mit dem Bodensee vor der Tür lassen sich diese Ideen natürlich super umsetzen: Also Leinen los, auf den Bodensee. Nachdem wir endlich einen Termin gefunden hatten, fand ich mich (Segelneuling ohne Segelschein) mit Peter, ElZinso und Fabi um 16 Uhr am Hafen in Wallhausen ein.
Segeln mit einem Studentenbudget
Für mich, jemanden der zuvor nie mit Segeln in Berührung gekommen ist kann ich zwar sagen, dass ich die Bötchen im Hafen zwar irgendwie schön fand und über das weite Meer in den Sonnenuntergang zu Segeln eine romantische Vorstellung war, aber auch nicht mehr. Was ich mit Segeln vor allem auch verband: Es ist teuer und vor allem ein Opa/Oma-Sport, den spießige Menschen mit Poloshirts betreiben und uns, das Fußvolk, während sie vorbeisegeln von oben herab belächeln. Was ich aber nun festgestellt habe: NEIN! So ist es NICHT (nur)!
Über die Segelschule, bei der die anderen Crew-Mitglieder ihren Segelschein gemacht haben, haben wir eine Varianta gechartert, auf die wir zu viert gut Platz gefunden hatten. Und das Beste: Pro Person mussten wir nur 12,50 Euro bezahlen und gesegelt sind wir damit bis etwa 18.30 Uhr. Informiert euch also, wo man Boote chartern kann, nicht alles muss teuer sein. Häufig muss man auch etwas spontan sein, beispielsweise werden Boote vergünstigt angeboten, wenn jemand abgesprungen ist etc.- unbedingt für einen kurzen schönen Törn ausnutzen!
WE ARE ON A BOAT – Und was muss ich jetzt machen?
Es konnte dann endlich losgehen: Nach einem kurzen Übergabe-Check mit einem Mitarbeiter der Wilden Flotte durften wir starten! Die Jungs, die total euphorisch waren, entschieden dass ElZinso der Skipper ist, Fabi sein Vorschoter (also Co-Kapitän) und Pete und ich – naja – wir waren eben auch da;)
Bei meinem ersten Törn war ich fürs Fendern zuständig- eine Aufgabe die wahrscheinlich allen Neulingen angeboten wird. Sie ist zwar wichtig, aber allzu viel falsch kann man dabei auch nicht machen, worüber ich ganz froh war. Zudem hat mir das Fendern viel Spaß gemacht. Man hat eine Aufgabe und fühlt sich wichtig und vor allem als Mitglied der Crew. Als es losging und die Jungs abklärten, wie wir am Besten aus dem Hafen fahren würden und mit Fachwörtern um sich warfen, zog ich mir erst einmal etwas skeptisch meine Schwimmweste an ( sorry Jungs, ich weiß natürlich dass ich euch Vertrauen kann; aber safety first!).
Erfolgreich aus dem Hafen gekommen durfte ich bei verschiedenen Kleinigkeiten assistieren. Mir wurden Knoten gezeigt, ich musste die Fänder einholen, die Segel wurden gesetzt (dabei durfte ich Fabi helfen) und vor allem versuchte ich zwei Dinge: 1. Bloß nicht im Weg rumstehen und 2. mich irgendwie nützlich zu machen ohne die anderen mit meinen Fragen zu nerven.
Der Ton macht die Musik
Besonders beeindruckend fand ich die Kommunikation innerhalb der Crew.
Wir sind alle gut befreundet und der Sprachgebrauch ist sehr locker miteinander. Beim Segeln aber legten die Jungs eine Ernsthaftigkeit an den Tag, die ich bisher selten bei ihnen gesehen hatte. Nicht, dass sie keinen Spaß hatten oder unfreundlich zu einander waren aber sagen wir mal so: Sie waren konzentriert und gewissenhaft bei dem was sie taten.
Schließlich bringt das Segeln eines solchen Bootes mit Menschen an Board auch eine große Verantwortung mit sich. So musste ich mich erstmal dran gewöhnen, dass Manöver offen und laut kommuniziert werden und auch ernsthaft erwartet wird, dass sich die Crew beispielsweise auf die Frage „Klar zur Wende?“ mit einem „Klar“ zurückmelden muss. Wie wichtig das auf dem Boot aber wirklich ist, damit sich alle sicher fühlen und wissen, was als nächstes kommt, hat die Praxis mir gezeigt. War es erst ungewohnt für mich, so habe ich später auch stolz ein „Klar“ von mir hören lassen.
Ein kleiner Törn und viele Eindrücke
Mit super Wetter und Wind konnte ich dann richtig entspannen, das erste Feierabendbier / der erste Feierabendwein wurden geöffnet und damit aufs Wochenende angestoßen! Langsam wurde ich entspannter und El Zinso hatte alles super im Griff und von Petes Expertenwissen konnten wir alle profitieren. Aufmerksam hörte ich zu, was gesagt wurde und versuchte die Begriffe wie lee, Lu, Halbwindkurs, Aufschießer etc. zu verstehen und einzuordnen.
Gestartet haben wir, wie bereits erwähnt, im Hafen von Wallhausen und sind dann Richtung Überlingen, dort an der Therme vorbei und weiter Richtung Sipplingen gesegelt.
Alles andere als lahm…
Das Wetter und der Wein steigerten meine Laune zunehmend und dabei fiel mir vor allem auf: Segeln kann echt abgehen! Nichts da Opa/Oma-Sport und lahmarschig über den See dümpeln. Hatte ich bei dem ersten Törn den ich erlebte, kaum Wind gehabt und segelten vor allem unter Motor, so hatten wir jetzt einen echt guten Wind. Ihr wisst schon was ich meine: Viel starken Wind!
Und ehe ich mich versah machte das Boot einen Ruck und zack, waren wir auf einmal in einer Schräglage, sodass meine Knie echt zu wackeln begangen. Mit leichter Panik in der Stimme fragte ich die anderen, ob dass denn so normal sei. Währenddessen versuchte ich mich so hinzustellen, dass ich nicht auf der Seite des Bootes war, die stark ins Wasser kippte. El Zinso, Peter und Fabi hatten ein fettes Grinsen im Gesicht, „Genau SO muss das sein, Zinsi, da gehen noch 10 Grad mehr!“, meinte Pete, der sehr erfreut im Boot saß.
Also gut dachte ich, war also kein Versehen sondern es ist alles im Griff: SO kann Segeln also sein! Als ich mich gerade an die Schräglage und dem damit verbundenen Adrenalin gewöhnt hatte, war diese auch schon wieder vorbei und ich einfach wenig enttäuscht. Ich merkte aber, dass ich andauernd grinsen musste (dazu hat der Wein eventuell auch beigetragen) und mich freute, umso schneller unser Boot wurde.
Fazination Segeln – Jetzt will ich mehr davon!
Ich war einfach fasziniert. Auf so einem kleinen Boot spürt man Wind, Wetter und Wasser einfach viel intensiver. Die grandiose Aussicht und das Segeln selbst gab einem ein unglaublich großes Freiheitsgefühl, das ganz anders ist als alles zuvor.
Und spießig? Nein, das war es absolut nicht. Wir waren eine Gruppe von jungen Leuten, die auf einem Segelbötchen in den Feierabend segelten und dazu gute Musik und Gespräche hatten.
Und lame? Überhaupt nicht! Segeln ist auch wirklich was für Menschen die auf Action und Abenteuer stehen. Aber auch die ruhigen Momente auf dem Boot sind absolut nicht langweilig, sondern einfach nur tiefenentspannend. Leider ging die Zeit so schnell herum, die Wolken wurden dunkler und wir entschieden uns, langsam wieder Richtung Hafen zu segeln. Kurz vor dem Hafen wurden die Segel wieder eingeholt und verstaut und dann kam wieder mein Einsatz: Fendern, juhu! Ich muss schon zugeben, ich fühlte mich ganz schön cool als wir mit „unserem“ Boot zurück in den Hafen einfuhren.
Und die Moral von der Geschicht‘ …
Segeln hat viele verschiedene Facetten, kann entspannend, aufregend, chillig und anstrengend sein. Es fördert den Teamgeist, deine individuellen Fähigkeiten und tut der Seele gut. Und nun will ich nicht nur die Lady auf dem Boot sein, sondern auch ein vollwertiger Teil einer Crew werden. Also nächstes Projekt für mich: Den Segelschein machen! Gut, ich muss auch nicht übertreiben, eine Meerjungfrau bin ich wohl (noch) nicht geworden, aber ich bin definitiv auf dem Weg nachzuvollziehen, was so viele Menschen am Segeln begeistert!
Dabei waren:
- Skipper